Latein

Salvete! – die Fachschaft Latein stellt sich vor.

 

Fachschaft Latein: Theresia Riedling, Doris Stauß

Latein – eine tote Sprache?

Dieses Vorurteil bekommen wir regelmäßig zu hören. Es ist auf den ersten Blick ja auch verständlich, denn gesprochen wird Latein wirklich nicht mehr viel. Doch ist Latein wirklich eine tote Sprache?

Latein als Grundlage für sprachliche Bildung

Latein schult die muttersprachliche Kompetenz. Wer sich mit der lateinischen Sprache beschäftigt, erfährt, wie Sprache grundsätzlich funktioniert, und lernt, über Sprache grundsätzlich nachzudenken. Viele Fremdwörter erschließen sich Lateinkundigen von selbst.

Trainingsfeld für Konzentration und Biss

Die Kinder werden lernen, genau hinzuschauen, in Ruhe zu analysieren, logisch zu denken, Systeme und Ordnungsmöglichkeiten im Kopf zu strukturieren. Sie lernen zu lernen. Diese Fähigkeit ist unverzichtbar auch in allen anderen Fächern und im späteren Leben von großem Nutzen.

Sprungbrett für moderne Fremdsprachen

Latein ist die Basissprache Europas. Aus dem Lateinischen gingen die romanischen Sprachen Italienisch, Französisch, Spanisch, Portugiesisch und Rumänisch hervor. Wer Latein gelernt hat, wird diese Sprachen leichter lernen. Dies gilt auch für das Englische, das im gebräuchlichen Wortschatz zu 50 Prozent, im gehobenen Wortschatz über 60 Prozent lateinische Wurzeln hat.

Leitfaden für europäische Geschichte

Das Erbe der Antike ist bis heute aktuell und prägt unser Leben. Lateinunterricht ist somit auch Kulturunterricht. Unser Lateinbuch nimmt die Kinder mit auf eine Reise durch die europäische Geschichte. Sie lernen unsere gemeinsamen europäischen Wurzeln als Grundlage unserer heutigen Kultur kennen. Damit vermittelt Latein Europabildung und schafft eine Basis für eine europäische Identität.

Impulsgeber für philosophische Fragestellungen

Was ist Glück? Was heißt es, ein guter Freund zu sein? Wie kann man für sich und andere Verantwortung übernehmen? Wie soll der Mensch seine Zeit nutzen? Diese und andere grundlegende Fragen der menschlichen Existenz werden im Lateinunterricht behandelt. Hier stehen der Mensch und die Grundfragen des Menschseins im Mittelpunkt. Im Lateinunterricht setzen sich die Kinder und Jugendlichen auch mit einer Kultur auseinander, die ihnen fremd und doch zugleich nah ist. Sie lernen, sich in das Denken und Fühlen von Menschen sowie in Situationen einer weit zurückliegenden Zeit hineinzuversetzen.

Fundament für Studium und Beruf

Auch heute noch ist Latein und der dazugehörige Abschluss – das „Latinum“ - Voraussetzung für einige Studiengänge an der Universität (Beispiele: Archäologie, klassische Philologie, romanische Sprachen, Geschichte, Theologie, für Jura und Medizin empfohlen). Wenn die Jugendlichen das Latinum an der Schule erworben haben, müssen sie dies an der Universität nicht nachholen und sparen damit wertvolle Zeit.

Wie sieht unser Lateinunterricht heute aus?

Der Unterricht findet auf Deutsch statt. Aussprache und Rechtschreibung stellen kein Problem dar. Vokabeln und Grammatik werden mit modernen Lernmethoden anhand von Texten in unserem attraktiv aufgemachten Buch Pontes vermittelt.

Dürfen wir vorstellen?

Das ist lupa (lat. „die Wölfin“), unser lateinisches Maskottchen.

Für die Vermittlung von Sachwissen stehen eine Reihe von Materialien zur Verfügung: Schreibtäfelchen, Schriftrollen, antike Tintenfässer, Schreibutensilien, Instrumente zur Körperreinigung, römische Katapulte zum Nachbauen, eine aus Lego gebaute antike Villa, für das Theaterspiel antike Gewänder wie Tuniken und Togen.

Aber auch auf dem Schulhof oder im Klassenzimmer wird es spannend: Wir erleben hautnah ein Wagenrennen auf Waveboards oder schmücken die Wand eines Klassenzimmers mit dem Kollosseum.

In Projektarbeit bringen sich Schüler unterschiedlicher Niveaus gegenseitig Grammatik bei, halten wir eine römische Modenschau ab, stellen römische Tinte her, suchen nach Spuren der Römer in unserer Region oder untersuchen, wie viel Latein in Zaubersprüchen bei „Harry Potter“ steckt. Auch das Theaterspiel kommt nicht zu kurz.

 

Exkursionen führen uns nach Hechingen/Stein in eine antike Villa rustica oder lassen uns römisches Leben live bei den Römertagen im Limesmuseum Aalen erleben.

Römertage im Limesmuseum Aalen.

Unsere Fachschaft stellt sich vor

Auf die Frage, was wir am liebsten in Latein unterrichten, antwortet Theresia Riedling, dass es nichts Spezielles ist, sondern dass es die Mischung macht. Doris Stauß findet Gefallen an Dingen, mit denen man die Schülerinnen und Schüler begeistern oder überraschen kann. Da kommt es dann weniger darauf an, ob es um Grammatik, das Basteln einer römischen Wachstafel oder das Weiterschreiben eines gerade übersetzten Textes geht. Besonders liebt sie es, zwischen den modernen Fremdsprachen und der lateinischen Ursprache Brücken zu schlagen.

Theresia Riedling empfand schon in der Schulzeit Latein als eines der spannendsten und vielseitigsten Fächer. Doris Stauß liebt an der Beschäftigung mit Latein  vor   allem  die  Auseinandersetzung  mit   zeitlosen Inhalten  wie   Familie, Freundschaft,  Liebe   oder  Lebenssinn. Außerdem  hat   sie    schon   immer   das strukturierte Arbeiten in Latein geliebt.

Auf die Frage nach besonders faszinierenden Errungenschaften der Römer sind wir uns alle beide einig: Straßenbau, Aquädukte, römische Thermen und Häuser mit Fußbodenheizung, aber auch die Organisation ihres Weltreiches sind zentrale Punkte. Theresia Riedling betont noch die Tatsache, dass die griechische Philosophie von den Römern aufgegriffen, diskutiert und ergänzt wurde.

Wir beide waren natürlich schon in Rom, einer Stadt voller „steinegewordner“ Zeugnisse vergangener Zeiten (Kollosseum, Forum Romanum, …), und anderen Regionen Italiens. Auch in Südfrankreich (Nîmes, Arles, Orange, Pont du Gard), Südengland und Spanien wandelten wir schon auf den Spuren der Römer.

Besonders beeindruckend ist, dass wir in all diesen Ländern zumindest das Schriftliche ohne große Probleme verstehen können. In Baden Württemberg faszinieren vor allem die villae rusticae und der Limes mit seinen Grenzanlagen. Auch die Römertage in Aalen laden immer wieder zu einer spannenden Begegnung mit römischer Lebensweise ein.

Auf die Frage, was man den Schülerinnen und Schülern am JTG neben Vokabeln und Grammatik in Latein vermitteln möchte, liegt die Vermittlung der Aktualität von Latein in der heutigen Zeit ganz vorne: Latein mag zwar eine „alte“ Sprache sein, kann aber genau so vielfältig und „aktuell“ unterrichtet werden wie eine moderne Fremdsprache und bietet vor allem zahlreiche Anknüpfungspunkte. So lernt man in Latein z.B. die kulturellen Grundlagen unseres modernen Europas kennen. Die inhaltliche Auseinandersetzung mit lateinischen Themen sollte aber auch das eigene persönliche Vorankommen fördern. So bieten große lateinische Autoren wie Cicero, Seneca oder Ovid oft Anlass, heutige Verhaltensweisen mit denen der Antike zu vergleichen, zu diskutieren und einen eigenen Standpunkt zu beziehen. Auch die Vermittlung der Struktur einer Sprache, mit deren Kenntnis man (fast) jede weitere Sprache begreifen kann, ist ein wichtiger Punkt.

Und nicht zuletzt ist es auch wichtig, den Schülerinnen und Schülern den Wert von Selbstdisziplin nahe zu bringen, die bei einer Sprache wie Latein, wo es auf jeden einzelnen Buchstaben ankommt, besonders gefördert wird.

Texte und Bilder: Theresia Riedling & Doris Stauß